Im Zeitalter der Aufklärung etabliert sich eine eigenständige deutschsprachige Essayistik. Ihre
gesellschaftliche Funktion blieb in der Forschung bislang unberücksichtigt. Diese Studie kann
erstmals zeigen dass die Essayistik der Aufklärung als textbasierte Selbsttechnik angelegt
ist.Doch wo wird über die Aufgaben essayistischen Schreibens debattiert und welche
Subjektformen bildet der Essay im 18. Jahrhundert aus? Um diese Fragen zu beantworten weist
die Studie anhand exemplarischer Textanalysen nach wie es der Essay dem Einzelnen ermöglicht
gezielt kollektive oder individuelle Idealvorstellungen einzuüben. Dabei berücksichtigt sie
sowohl Konzeptionen des Essays durch Essayisten selbst als auch den starken Einfluss der
französischen Essay-Tradition nach dem Vorbild Michel de Montaignes und der englischen
Tradition nach dem Vorbild Francis Bacons. Ausgehend von einer Beschreibung des essayistischen
Ichs das sich jeweils in den Texten konstituiert kann sie den Essay der Aufklärung als eine
komplexe Wahrheitspraxis beschreiben deren Reflexionsformen bis in die Gegenwart fortwirken.
Damit leistet die Studie einen wichtigen Beitrag zur Gattungsgeschichte des Essays und zur
Geschichte der Subjektformen der Aufklärung.