Im Jahre 1488 lud der in der Kirchenreform engagierte Augsburger Bischof Friedrich von Zollern
seinen engen Freund den berühmten charismatischen Straßburger Münsterprediger Johannes Geiler
von Kaysersberg (1445 1510) nach Augsburg ein um ihn in der Stadt mit einer Prädikatur am Dom
zu etablieren was allerdings nicht gelang. Geiler der bekannteste deutsche Prediger des 15.
Jahrhunderts hielt seine Ansprachen zwischen dem 29. September und dem 28. Dezember 1488 vor
einem enthusiastischen Augsburger Publikum und bot den Hörern mit einer geschickten
rhetorischen Strategie recht anspruchsvolle theologische Lehre. Sein Predigtwerk ist in der
äußerst seltenen Überlieferungsform der Predigtnachschriften erhalten. Es handelt sich dabei um
die ersten zur Veröffentlichung gekommenen Predigten Geilers überhaupt. Verfasser der
Nachschriften war höchstwahrscheinlich der Weber und Liederdichter Jörg Preining der sich in
der Nähe von Ketzergruppen bewegte und schließlich 1504 aus Augsburg vertrieben wurde. Das
Predigtwerk ist in fünf Redaktionen überliefert wovon vier nach der
überlieferungsgeschichtlichen Methode synoptisch ediert werden und eine späte Version in einem
vollständigen Variantenapparat dokumentiert wird.