Rousseaus Verhältnis zu den Institutionen ist zumindest ambivalent eher paradox: Einerseits
gilt er als ein dezidierter Kritiker nicht nur der Institutionen seiner eigenen Zeit sondern
von Institutionalität überhaupt. Andererseits lässt sich kaum leugnen dass Institutionen eine
wichtige Rolle in seinem Denken spielen. Man mag darin eine gewisse Zwangsläufigkeit erkennen:
Sofern Rousseau nicht nur kritisieren sondern aktiv gestalten will sofern er nicht nur
punktuell intervenieren sondern seinen reformerischen Vorschlägen Beständigkeit verleihen
möchte bleibt er auf Institutionen und Institutionalität angewiesen. Rousseau ist in diesem
Sinne kein Utopist: Auch wenn seine Schriften z.T. utopische Züge aufweisen wenn sich in ihnen
die Tendenz zum Ausbruch aus dem von der Gesellschaft gesteckten Rahmen manifestiert kehren
sie doch letztlich immer wieder zu den Institutionen zurück. Dass dies keine Kapitulation vor
der Macht des Faktischen bedeutet sondern ganz im Gegenteil den Realismus eines aufgeklärten
Denkens ausmacht das sich obgleich eminent kritisch stets aufs Neue vor institutionelle
Herausforderungen stellt belegen die in diesem Band versammelten Beiträge.