Trotz sehr spezifischer Themen poetologischer Strukturen und narrativer Strategien sind
Tagebuchromane bislang noch nicht als eigenständige Gattung bestimmt worden - im Gegensatz zur
Nachbargattung des Briefromans.Die Arbeit entwickelt eine systematische Gattungsbestimmung des
Tagebuchromans. Anhand detaillierter Textanalysen von Raabes Chronik der Sperlingsgasse Rilkes
Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge und Torbergs Und glauben es wäre die Liebe...
werden einerseits gattungssystematische Gemeinsamkeiten andererseits literarhistorische
Entwicklungen aufgezeigt. Die sich anschließende Gattungsdefinition fokussiert erstens die
spezifische Konstitution des schreibenden Subjekts im Tagebuchroman zweitens die eingesetzten
narrativen Strategien und drittens die fiktionslogische Besonderheit einer
'Faktualitätsfiktion'. Tagebuchromane erweisen sich als metanarrative Gattung die
illusionsbestärkende Elemente mit Fiktionsmarkern kombiniert und damit bereits seit 300Jahren
mit textuell-narrativen Verfahren experimentiert die in der Gegenwartsliteratur als innovativ
wahrgenommen werden.