Die verba videndi stellen das meist verwendete Wortfeld im Gesamtwerk Carl Einsteins dar.
Bildsprachlichkeit wird dabei nicht nur auf formaler Ebene dargestellt sondern durchgehend
auch inhaltlich in Form einer ausgeprägten Polemik die auf eine Absage und Kritik an
herkömmliche bildsprachliche Verfahren wie Metaphorik oder Allegorik abzielt verhandelt. In
sämtlichen Werkphasen und Textgattungen ist die Auseinandersetzung mit dem Sehen und Erkennen
mit den Möglichkeiten bzw. Unmöglichkeiten einer adaequatio-Relation zwischen 'Realität' und
Sprache sowie mit dem Verhältnis von Perzeption und ästhetischem Ausdruckspotential das
thematische Gravitationszentrum in Einsteins Werk. Mit dem Transvisuellen wird dieses zentrale
Thema Einsteins mit einer prägnanten Begrifflichkeit benannt. In der Kontextualisierung mit den
zeitgenössischen Diskursen der Kritik am Sehen und der Sprachkritik zeigt sich dass Einstein
mit seiner Poetik des Transvisuellen eine bedeutende sowie eigenständige Position im komplexen
Diskursgeflecht der Moderne einnimmt.