Im Kommentar zum Hohelied in dem Origenes sich nach den Worten des Hieronymus selbst
übertroffen hat deutet er die in einer dramatischen Erzählung geschilderte Liebe zwischen
Braut und Bräutigam auf die Beziehung zwischen dem göttlichen Wort und der menschlichen Seele
bzw. Christus und der Kirche. Da in der personalen Ekklesiologie des Origenes die Kirche eine
kollektive Person aus den Seelen aller Gläubigen bildet konvergieren die beiden
Auslegungslinien und gehen oft ineinander über. Im Zuge der Auslegung werden Grundgedanken
christlicher Spiritualität wie der Begriff der Liebe die Ordnung der Liebe oder die
Selbsterkenntnis als Weg zur Gotteserkenntnis ausführlich erläutert. Die Basis der Exegese
bildet die Einstufung des Hoheliedes als höchster Stufe der christlichen Philosophie auf der
die vollkommene Seele zur Schau Gottes gelangt. Diese Deutung prägte die christliche
Hoheliedauslegung die bis an das Ende des Mittelalters aus Fußnoten zu Origenes besteht. Der
Band enthält die erste deutsche Übersetzung dieses Kommentars mit ausführlichen Erläuterungen.