Woran bindet sich die Emotion des Zuschauers im Kino? Und wie lässt sich eine Geschichte dieser
Bindung schreiben? Mit Blick auf diese Fragen konzipiert die Arbeit von Hauke Lehmann die
filmhistorische Periode des New Hollywood als einen Moment der Krise der sich weder auf
ökonomisch bedingte Anpassungsprozesse noch auf eine Ansammlung von Meisterwerken reduzieren
lässt. Vielmehr gelangt in der detaillierten Analyse repräsentativer Filme die Kraft filmischer
Bilder in den Blick ihre Zuschauer zu affizieren: sie mit dem Neuen zu konfrontieren. Die
Filme des New Hollywood vermessen das Feld der alten poetischen Einteilungen wie es sich im
klassischen Genresystem manifestiert - radikal neu und verändern dadurch die Art und Weise wie
die Zuschauer im Kino emotional adressiert werden. Die Arbeit beschreibt ein komplexes
Zusammenspiel dreier filmischer Modi von Affektivität - Suspense Paranoia und Melancholie -
welche die Zuschauer auf je besondere Weise in die Widersprüche ihrer emotionalen Weltbezüge
verwickeln. Auf dieser theoretischen Grundlage entwirft die Arbeit das Projekt einer
Neukonzeption von Filmgeschichte: als eine Geschichte des Fühlens die sich bis in die
Gegenwart neu schreiben lässt.