Das Phänomen der 'Textrevisionen' ist bislang speziell in Hinblick auf seine editorische
Berücksichtigung nicht ausreichend gewürdigt worden: Dem versucht der vorliegende Sammelband
der gleichnamigen Grazer Internationalen Fachtagung (2016) für die Fachbereiche der Alt- und
Neugermanistik Musikwissenschaft und Philosophie abzuhelfen. Textrevisionen - im breiten
Verständnis von der Änderung einer einzelnen Textstelle bis hin zur Neugestaltung eines
gesamten Textes - fordern die Editorik insofern auf ganz besondere Weise heraus als sie zum
einen die heikle Verortung des sog. Autorwillens berühren wie er sich im Verbund mit
verschiedenen 'autorisierenden' Instanzen mehr oder minder offen zu erkennen gibt vielleicht
aber auch selbst in Frage stellt. Zum andern betrifft dieses tendenziell fluide Autorkonzept im
Begriff der Textrevision jene expliziten Änderungen am Primärtext welche als Spuren der
Textgenese ja sogar als Lebensspuren dokumentierbar sind und zugleich Einblicke in
metatextuell selbstreflexive Vorgänge oder gar autorspezifische Verschriftungsprozesse
gewähren. Dies bestätigen die Beiträge mit spannenden Befunden zu Werkgenesen sowie zum
Zusammenwirken von Überlieferungsinstanzen und eröffnen damit neue interpretative Horizonte.