Die Untersuchung von Zeitungen wurde in der sprachgeschichtlichen Forschung bisher nur am Rande
berücksichtigt. Allerdings erreichten Zeitungen schon im 18. Jahrhundert ein größeres Publikum
als jede andere Kommunikationsform. Die Zeitungssprache übte auf die Entwicklung des Deutschen
einen nicht zu unterschätzenden Einfluss aus auch dadurch dass überregionale
Ausgleichstendenzen durch sie unterstützt wurden. Jedoch wurden diese Prozesse ebenso wenig
systematisch untersucht wie der Sprachgebrauch der sich entwickelnden oder sich neu
herausbildenden Rubriken und Pressetextsorten. Die vor allem in bildungsbürgerlichen Kreisen
herrschende Abneigung gegen den Stil der täglich unter Zeitdruck für den Moment seriell
produzierten Texte führte zur Vernachlässigung der Zeitung als wichtiger sprachhistorischer
Quelle und damit zu nicht immer zutreffenden Einschätzungen ihrer sprachlichen Gestaltung.
Zudem standen Zeitungen nur auszugsweise in repräsentativen digitalisierten Auswahlkorpora zur
Verfügung. Neuerdings exisiteren jedoch groß angelegte Projekte zur Zeitungsdigitalisierung
die als Grundlage für neue linguistische Untersuchungen dienen können. Die Beiträge dieses
Tagungsbandes thematisieren die Erstellung digitaler historischer Zeitungskorpora Merkmale und
Entwicklungstendenzen der Sprache der Zeitungen auf verschiedenen Ebenen und auf der Grundlage
einzelner Korpora sowie die Bewertung der Zeitungssprache aus zeitgenössischer Sicht.