Dieses Buch stellt Körpervorstellungen der Spätrenaissance jenen der Gender Studies gegenüber
da diese historisch inkompatiblen Textkorpora signifikant ähnliche holistische Ansätze in
medialen und epistemischen Zeitenwenden verfolgen. In den ausgewählten naturphilosophischen
Texten des 16. Jahrhunderts werden originäre Theorien zu Leiblichkeit verhandelt die an eine
mediterrane Tradition des Materialismus anknüpfen. Gemeinsam sind ihnen relationale Modelle von
Natur und Kultur was etwa eine ausgeklügelte Affektelehre dokumentiert. Wechselseitige
Einflüsse zwischen Körperinnerem und Körperumgebung sind auch zentraler Forschungsgegenstand
rezenter Gender Studies die auf die Offenlegung der metaphorischen Verfasstheit
wissenschaftlicher Wahrheiten zielen. Die Archäologie historischer Körpermodelle erschließt
originäre Zugänge zu Konstruktionen des (männlichen) Subjektes. Da Geschlechterregime immer auf
Ordnungen von Körper und Geist basieren ist es unerlässlich deren Wechselspiel mit
technologischen sozialen und kulturellen Paradigmen zu beleuchten. Deshalb wird auch die
Verarbeitung philosophischer Körperkonzepte in wirkmächtigen literarischen Texten wie etwa der
Celestina oder dem Orlando Furioso eingehend analysiert.