Wilhelm Dilthey und Hans-Georg Gadamer waren wohl die beiden letzten großen Gelehrten die
Philipp Melanchthon als Philosophen ernst genommen hatten. Im 20. Jahrhundert war dieser
weitgehend nur ein Thema der Reformationsgeschichte. In den vergangenen wenigen Jahrzehnten hat
sich die Forschungssituation jedoch wesentlich verändert. Melanchthon ist in das Blickfeld der
allgemeinen Wissenschafts- und Bildungsgeschichte aber auch von Einzeldisziplinen wie der
Dialektik- und Rhetorikforschung gerückt. Tatsächlich vertrat dieser 1518 als Gräzist nach
Wittenberg berufen nicht nur mit den artes liberales ergänzt durch Geschichte und Literatur
die damaligen Fächer der philosophischen Fakultät. Seine vielfältigen Kommentare Scholien und
Paraphrasen selbst zu den höheren Disziplinen der Anthropologie und Naturphilosophie der
Ethik und Politik der Staats- und Rechtsphilosophie weisen ihn als einen universalen Gelehrten
des 16. Jahrhunderts aus der vielfältige Spuren im damaligen Europa hinterließ.