Die historische Textsortenforschung ist für das Deutsche ein noch relativ unerschlossenes Feld
und so sind bisher nur einige wenige historische Textsorten erfasst und beschrieben. Mit den
medizinischen Gutachten nimmt diese Studie eine historische Textsortenklasse in den Blick die
schon im 17. und 18. Jahrhundert von zentraler Bedeutung für die ärztliche Kommunikation war.
Ausgangspunkt der Untersuchung sind gängige gegenwartsbezogene textlinguistische
Beschreibungsansätze die für sprachhistorische Kontexte modifiziert und um wichtige
pragmatische Kategorien erweitert werden. Als besonders fruchtbar erweist sich die stärkere
Berücksichtigung metakommunikativer Wissensbestände wie sie sich in Rhetoriklehrbüchern
Textsortenanleitungen und Textsortenbenennungen manifestieren. Auf der Basis dieses breit
angelegten Analysemodells werden die entsprechenden Textsorten - Consilia Gerichtsgutachten
und Sektionsberichte - kultur- und wissenschaftshistorisch sowie hinsichtlich der für sie
typischen sprachlichen Merkmale untersucht und beschrieben. Die Studie bietet damit nicht nur
für Sprach- und Medizinhistoriker sondern auch für Kulturwissenschaftler einen interessanten
Einblick in die medizinische Fachkommunikation dieser Zeit.