Die Arbeit untersucht wie in Friedrich Hölderlins zwischen 1800 und 1806 geschriebenen
Gedichten in der Verbindung unterschiedlicher religiöser und (natur-)wissenschaftlicher
Diskurse und Traditionen eine 'Neue Religion' konzipiert wird. In der eingehenden Analyse der
Gedichte 'Der Nekar' 'Der Wanderer' 'Heimkunft' 'Der Einzige' und 'Germanien' werden die
religions- und diskursgeschichtlichen Hintergründe der in den Texten beschriebenen göttlichen
Mächte erarbeitet. Die Untersuchung zeigt dass dafür weniger die in der Forschung vielfach
behauptete synkretistische Verknüpfung unterschiedlicher Wissensbestände von Bedeutung ist.
Entscheidend ist vielmehr die Ambiguität der von Hölderlin verwendeten Begriffe Konzepte und
syntaktischen Verknüpfungen. Deren Vielschichtigkeit eröffnet unterschiedliche
Konnotationsräume innerhalb derer die Texte das Göttliche beschreiben. Auf diese Weise zeigt
die Arbeit erstmals umfänglich aus welchen traditionsgeschichtlichen Quellen sich die
religiösen Vorstellungen von Hölderlins späten Gedichten speisen und wie sie diese miteinander
sowie mit zeitgenössisch aktuellen Wissensbeständen verbinden um eine 'Neue Religion' zu
entwerfen.