Lebte die athenische Demokratie ganz aus ihrer täglichen Praxis und kam sie deshalb ohne
theoretische Begründung oder gar Ideologie aus? Und lebten ihre Kritiker nur in ihrer eigenen
Oppositionswelt oder haben sie Konzepte Vorstellungen und Ideen der ungeliebten Ordnung
übernommen? Der Sammelband stellt zunächst Elemente der demokratischen Ideologie in Athen vor
ferner werden systematische Aspekte des demokratiekritischen bzw. antidemokratischen Diskurses
erörtert. Fünf Fallstudien behandeln Schriften - von Pseudo-Xenophon bis Aristoteles - deren
Autoren der Demokratie feindlich oder zumindest kritisch gegenüberstanden. Zwei abschließende
Aufsätze verfolgen Argumente und Traditionslinien antidemokratischen Denkens bis hin zum
Postulat einer angeblich natürlichen Ungleichheit und eines Rechts des Stärkeren bis ins 19.
Jahrhundert bzw. die Zeit vor und nach dem 1. Weltkrieg. Insgesamt ergibt sich ein neues
wesentlich differenzierteres Bild der argumentativen Verschränkung von Verteidigern und Gegnern
der (athenischen) Demokratie. Das ist auch für die Diskussion um eine Krise der modernen
Demokratien von Bedeutung die häufig historisch unzureichend geerdet erscheint.