Schrifttragende Artefakte sind einer Vielzahl von Praktiken ausgesetzt durch die sie in der
einen oder anderen Form beschädigt werden. Dabei können die Absichten Hintergründe und
Kontexte dieser Praktiken stark variieren sodass durch die Zeiten hindurch in verschiedenen
kulturellen Kontexten Situationen und Diskursen vielfältige Ausprägungen zu beobachten sind.
Solche Fälle sind keineswegs darauf beschränkt Missbilligung gegenüber Inhalten oder Autoren
auszudrücken oder das Andenken an Personen auszulöschen. Anhand von detailliert aufgearbeiteten
Fallbeispielen die vom antiken Ägypten Mesopotamien und dem Mittelmeerraum über das alte
China das europäische Mittelalter und die Neuzeit sowie islamische Traditionen bis zum
heutigen Bali reichen werden verschiedene Facetten der unterschiedlichen Praktiken und ihrer
Motivationen erarbeitet und eine übergreifende Systematik entwickelt. Ziel ist es eine an
praxeologischen Kriterien orientierte Phänomenologie von Schriftzerstörung aufzustellen. Das
Hauptaugenmerk liegt auf Praktiken in non-typographischen Gesellschaften also in Kulturen in
denen Schriftdokumente nicht mittels Buchdruck und vergleichbaren Verfahren fast beliebig
vervielfältigt sondern von Hand einzeln angefertigt wurden.