Die vorliegende Untersuchung beruht auf der These dass die Iberische Halbinsel des frühen 17.
Jahrhunderts in entscheidendem Maße durch ihre verbindende Lage zwischen Mittelmeer und
Atlantik geprägt ist. Vor dem Hintergrund der divergierenden Forschungstendenzen von
atlantischen Globalisierungstheorien (Humboldt Chaunu Braudel Gruzinski) und romanistischer
Literaturwissenschaft (Spitzer Auerbach Curtius Gumbrecht) leistet die vorliegende
Untersuchung einen Beitrag zu einer neuen ästhetischen und literarischen
Globalisierungsgeschichte (Ette). Auf der Basis eines raumsemantisch entwickelten ästhetischen
Atlantikbegriffs werden kanonische Texte des spanischen Siglo de Oro wie Góngoras Soledades
Tirso de Molinas Burlador de Sevilla oder La celosa de sí misma aber auch Cervantes Celoso
extremeño und diverse Pikaroromane neu gelesen. Dabei entsteht nicht nur eine philologische
Phänomenologie der ersten modernen Phase der Globalisierung. Die Verbindung von philologischen
und kulturwissenschaftlichen Paradigmen (Barthes de Certeau Ortega Gabilondo Gilroy)
erweist sich auch als höchst produktiv. Das spanische Siglo de Oro gewinnt so eine neue
ethische ästhetische und theoretische Aktualität.