Georg Simmels philosophisches Werk steht quer zu etablierten Fachgrenzen. Das gilt auch für die
Philosophie des Geldes (1900)  in dem sein Interesse an unterschiedlichen Phänomenen des
Sozial- und Kulturlebens - Freiheit  Weltanschauung  Gesellschaft  Politik  Religion  Kunst
u.v.m - sich bereits abzeichnet  bevor es in den folgenden Jahren in Schriften zur Soziologie 
Psychologie  Ästhetik  Kulturtheorie entfaltet wird. Schon der Titel einer Philosophie des
Geldes ist ein Novum. Hier wird nämlich ein Bereich des sozialen Lebens  das wirtschaftliche
Leben  zum Gegenstand der Analyse gemacht  um nicht die Einheit des kulturellen Lebens  sondern
um dessen geistige Grundlagen zu untersuchen. In der Selbstanzeige des Buches für den Verlag
Duncker & Humblot (Leipzig) schreibt Simmel  dass er mehrere Zielsetzungen verfolgt. Zum einen
will er die Einseitigkeiten von Idealismus und Materialismus korrigieren und Geschichte
respektive Kultur als ein Wechselspiel zwischen materiellen und ideellen Faktoren begreifen.
Zum anderen will er den Beweis führen  dass sich von jedem Punkte der gleichgültigsten 
unidealsten Oberfläche des Lebens ein Senkbeil in seine letzten Tiefen des menschlichen lebens
werfen lässt. Damit ist gemeint  dass jedes Lebensphänomen als ein Aspekt und ein Träger einer
Einheit von Sinn angesehen werden kann. Die These ist  dass sich menschliches Leben als
Sinngeschehen vollzieht  was sich in allen Lebensvollzügen - vom ästhetischen über das
wirtschaftliche bis zum religiösen Handeln - überprüfbar sein muss. Die Philosophie des Geldes
besteht aus zwei Teilen  einem analytischen und einem synthetischen Teil. Im analytischen Teil
wird die systematische und historische Explikation einer allgemeinen Kulturtendenz dargestellt.
Es geht um den Befund eines Nebeneinanders zweier Welten  dort die Natur und hier die Welt der
Werte  die sich aufeinander beziehen und doch voneinander getrennt entwickeln. Auf die Welt der
Werte bezogen  also unsere menschliche Welt  die wir im Denken und Handeln erzeugen und die wir
sinnverstehend erschließen können spricht Simmel von einer Entwicklungstendenz  einem Übergang
von Substanz- zu Funktionsvorstellungen - vom einem sich verändernden Gebrauch der Kategorien 
beispielsweise Mittel Zweck. Im synthetischen Teil geht Simmel auf die Probleme der
menschlichen Lebensführung ein  wozu das Problem von Freiheit und Verpflichtung und auch die
Frage gehört  wie wir unserem Leben eine Form geben können  Im instruktiven  das Werk
abschließenden Kapitel über den Stil des Lebens mündet die Diagnose der modernen Kultur in die
Überlegung  was es für uns heißen könnte  unter den bedingungen eines relativistischen
Weltbildes dem eigenen Leben eine Form und Richtung zu geben. Die Philosophie des Geldes ist
ein großes Werk der Philosophie  in dem es  diesseits der üblichen Trennung in theoretische und
praktische Fragen der Philosophie  noch einmal um die letzten Probleme der Philosophie geht.