Reiseliteratur besaß als Genre bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts weitgehend
marginale Bedeutung und wurde bestenfalls dokumentarisch gelesen oder sozialwissenschaftlich
»ausgewertet«. Heute gehört sie zu jenen literarischen Vermittlungsformen in denen sich am
eindringlichsten die Probleme der (europäischen) Moderne aber auch aktuelle transkulturelle
Herausforderungen Erfahrungsmodi Projektionen und Sehnsüchte reflektieren. Der vorliegende
Band behandelt Reiseliteratur systematisch wie historisch und stellt die Frage nach den
ökonomischen sozialen und politischen Hintergründen des Reisens nach der Entwicklung der
Gattung seit der frühen Neuzeit nach den Strukturierungen reiseliterarisch dargestellter
hermeneutischer Bewegungen aber auch nach den Figuren von Reisenden und Lesenden. Im Zentrum
stehen französisch- spanisch- und italienischsprachige Reisen(de) aber auch deutsch- und
englischsprachige Texte seit der Frühen Neuzeit sowie reiseliterarischeAusdrucksformen des
ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts. Sagt uns die Reiseliteratur wohin die Reise
unserer Gesellschaften geht?