Jakob Balde SJ (1604-1668) einer der bedeutendsten deutschen neulateinischen Dichter
veröffentlichte 1664 das Spätwerk Expeditio polemico-poetica das eine brillante Verteidigung
lateinischsprachiger Literatur darstellt. Die Balde-Renaissance ist an dem Meisterwerk gänzlich
vorübergegangen was an dem teilweise extrem schwierigen Charakter liegen mag. Die 1729 zuletzt
gedruckte Schrift wird zum erstenmal mit ausführlicher Einführung kritischem Text genauer
Übersetzung und fortlaufendem Kommentar vorgelegt. Der erste Teil gibt den Titel für das Werk
ab: der Feldzug der lateinischen und neulateinischen Dichter gegen die Festung der Ignoranz
die das Haupt der Kritiker der neulateinischen Literatur ist - eine witzige zuweilen groteske
Erzählung. Den zweiten Teil bilden 489 meist pointiert formulierte Themen die Balde nicht nur
für eigene Bearbeitung sondern auch als Anregung für junge Adepten vorgelegt hat. Sie gelten
zu Unrecht als sprödes Sammelsurium. Nimmt man sie ernst zeigt sich ein schillerndes
Kaleidoskop welthaltiger tiefblickender schlagender ironischer und satirischer Gedanken
sozusagen 'Aphorismen zur Lebensweisheit' die man als Bausteine einer Deutung der wirren Zeit
nach dem Dreißgjährigen Krieg ansehen kann.