Aus der Kunst kommend und notgedrungen zum Forscher geworden hob der vielseitig schaffende
Oswald Wiener (1935-2021) in seiner Denkpsychologie hervor: Eine Synthese von Selbstbeobachtung
und Automatentheorie strebe ich nicht an. Es geht vielmehr um eine Gegenüberstellung: Was an
den in der Selbstbeobachtung aufgefaßten Zusammenhängen läßt sich auf einigermaßen
befriedigende Weise als eine Realisierung von Zusammenhängen innerhalb eines formalen Systems
z. B. des formalen Systems Automatentheorie auffassen. Oder umgekehrt: Wie gut erfaßt das
Modell Automatentheorie (Computer-Metapher Physical Symbol System' künstliche Intelligenz
auf dem heutigen Stand ...) wesentliche Züge des menschlichen Denkens? Was würde hier als eine
einigermaßen befriedigende Weise' gelten? Wie sehr und was abstrahiert das formale System? Drei
Gespräche mit Wiener über die historische Theorieentwicklung und vier Essays in diesem Buch
sollen diesen neuen und bislang zu wenig im akademischen Diskurs beachteten Ansatz der
Denktheorie ein- und fortführen. Angelpunkt der Überlegungen ist Wieners letzter großer Aufsatz
Kybernetik und Gespenster.