Die Vorstellung dass Gleiches sich gerne zu Gleichem geselle ist so alt wie das menschliche
Nachdenken über Beziehungen selbst und prägt auch die höfische Literatur des Mittelalters in
der insbesondere die Gleichheit des sozialen Status sowie äußerer und innerer Idealität
beziehungskonstituierend wirkt. Im 13. Jahrhundert entstehen dann allerdings einige Romane die
dieses Prinzip problematisieren und hinterfragen: Weshalb ist Ähnlichkeit eine Bedingung für
ideale Beziehungen? Welche Merkmalsgleichheiten sind relevant welche nicht? Und was geschieht
mit denen die bestimmten Ähnlichkeitsnormen nicht entsprechen? Die vorliegende Studie
untersucht erstmals systematisch die narrativen Inszenierungen von Ähnlichkeit in vier
späthöfischen Romanen in denen dieses elementare Beziehungsprinzip der Gleichheit ins Zentrum
des Erzählens rückt und sowohl die Handlungsstruktur als auch die Figurenkonstellation
maßgeblich bestimmt. Auf einen kulturhistorischen Überblick über die Grundlagen
mittelalterlichen Ähnlichkeitswissens folgen vergleichende Detailanalysen von Konrad Flecks
'Flore und Blanscheflur' Rudolfs von Ems 'Barlaam und Josaphat' Konrads von Würzburg
'Engelhard' und Ulrichs von Etzenbach 'Wilhalm von Wenden'.