Mit dem Tractatus contra Graecos (1252) eines anonymen Dominikaners aus dem noch jungen Konvent
von Konstantinopel steht ein kontroverstheologisches Werk im Fokus dieses Buches dessen
Besonderheit sich aus seiner vielfältigen Interaktion mit zeitgenössischen Diskursen ergibt und
dessen Charakter als paradigmatisch für die ost-westliche Konfliktkonstellation des Hoch- und
Spätmittelalters samt ihren Auswirkungen auf heutige wechselseitige Wahrnehmungen von Kirche(n)
und theologischen Traditionen gelten kann. Kontroverstheologie ist zu einem gewissen Grad immer
auch making of: Im Fall des Tractatus contra Graecos und von Werken seines theologischen
Kontextes werden Bilder des jeweils Anderen bzw. des realen oder literarischen
Gesprächspartners transportiert der - wenn er den eigenen Erwartungen an den Verlauf und die
Lösung der Frage nach der Kircheneinheit nicht entsprach - vom Partner zum Feindbild wurde. Die
Analyse dieser Bilder zeigt: Unter einer oft polemischen Textoberfläche verbirgt sich bisweilen
eine weit originellere Theologie als man diesem Textgenre zutrauen würde. Diese Theologie
heraus- und in die Skizze mittelalterlicher Ekklesiologie einzuarbeiten ist das zentrale
Leitmotiv dieses Buches.