Neidhart ist neben Walther von der Vogelweide der bedeutendste und erfolgreichste Minnesänger
der mittelhochdeutschen Literatur. Die Überlieferung des lyrischen Werks das in 'Sommer-' und
'Winterlieder' unterteilt wird ist reich. Sie umfasst ca. 140 Lieder z. T. mit Melodien.
Neidharts Schaffenszeit wird auf das erste Drittel des 13. Jahrhunderts datiert. Das Besondere
seines uvres liegt in der parodierenden Übertragung des höfischen Minnesang-Konzepts auf die
bäuerliche Welt: Nicht mehr Burg und Kemenate sind der Schauplatz sondern der Dorfanger. In
den 'Sommerliedern' erscheint das Sprecher-Ich als bei Tanz und Spiel von den Bauernmädchen
begehrter Hofmann in den 'Winterliedern' hingegen als vergeblich um deren Gunst werbender
gegen die bäurischen Nebenbuhler unterliegender Minneritter. Neidharts Motiven und Figuren war
eine reiche Wirkung beschieden u. a. in der späteren Schwankliteratur. Diese an der
Universität Salzburg erstellte Neuedition seines Werkes ist eine philologische Sensation: Nach
jahrzehntelanger Aufarbeitung der gesamten Überlieferung die von der Forschung in zahlreiche
auf komplizierte Weise miteinander in Beziehung stehende Handschriftenblöcke unterteilt wird
bietet sie gut 150 Jahre nach der ersten Ausgabe durch Moriz Haupt (1858) den Text aller unter
Neidharts Namen überlieferten Lieder in kritischer Edition mitsamt den Melodien. Erstmals sind
alle bekannten Textzeugen in Pergament- und Papierhandschriften sowie in Drucken berücksichtigt
also auch die sog. 'Pseudo-Neidharte'. Divergierende Textfassungen werden im Paralleldruck
präsentiert. Durch Apparate und Kommentare sowie eine Bibliographie und Diskographie wird die
gesamte Überlieferungs- und Editionsgeschichte der Lieder umfassend erschlossen. Die Ausgabe
ist ein Meilenstein der Germanistischen Mediävistik und künftig der Ausgangspunkt jeder
Neidhart-Forschung.