Unter Ptolemaios VI. Philometor (180-145 v. Chr.) verfaßte der jüdische Autor Aristobulos in
Alexandria eine umfängliche Schrift welche er an den Herrscher selbst adressierte und der
rechten Auslegung des Pentateuch widmete. Die nur wenigen erhaltenen Fragmente erlauben noch
heute einen facettenreichen Einblick in die frühe Phase jüdischer Bibelexegese - 200 Jahre vor
Philon im Spannungsfeld zwischen alexandrinischen Griechen und Ägyptern. Aristobulos der
älteste noch überlieferte außerbiblische Exeget griechischer Sprache überhaupt versteht die
Bücher Mose als zwar göttliche und daher heilig-erhabene zugleich aber durch den Propheten
sprachlich vermittelte Offenbarung und etabliert unter intensiver gleichwohl kritischer
Nutzung griechisch-hellenistischer Gelehrsamkeit eine exegetische Methode die er selbst an
entscheidenden Stellen wie den biblischen Anthropomorphismen als metaphorische kennzeichnet.
Politische Bedeutung hat seine Schrift dadurch daß er gegenüber dem Herrscher dem biblischen
Nomos Gottes hintergründig aber unmißverständlich theologisch und ethisch Vorrang einräumt vor
konkurrierenden Ansprüchen sowohl der griechischen als auch der ägyptischen Religion und
Philosophie.