In aktuellen Debatten kursieren vielfältige Vorstellungen über katholische Erziehung in
Vereinen oder Heimen. Tatsächlich aber mangelt es an einer breit angelegten
geschichtswissenschaftlichen Untersuchung der katholischen Erziehungspraxis. Erstmals
untersucht diese Studie die katholische Jugendpflege und Jugendfürsorge in der ersten Hälfte
des 20. Jahrhunderts am Beispiel Bayerns und arbeitet lange Kontinuitätslinien der
Sittlichkeitsvorstellungen heraus. Die Bestände der Diözesanarchive sowie konkrete Fallakten
des Bamberger Stadtjugendamtes und verschiedener Einrichtungen lieferten neue und
erkenntnisreiche Einblicke in diese konfessionell geprägte Form der Jugendarbeit. Für die
verantwortlichen katholischen Erzieher ergab sich aus der Kluft zwischen sozialethischem
Anspruch und den Lebenswelten ihrer Klientel ein besonderer Spannungsbogen zwischen Tradition
und Moderne Kirche und Welt.