Die prototypentheoretische und signifikativ-semantische (semasiologische) Orientierung der
Konstruktionsgrammatik (KxG) durch George Lakoff und Adele Goldberg (Berkeley Cognitive
Construction Grammar) wird am Beispiel des Deutschen in Richtung auf eine tätigkeitsbezogene
(sprachgebrauchsbezogene) Grammatiktheorie ausgebaut jenseits des
Competence-Performance-Dualismus bisheriger Syntaxtheorien. Teil I entwirft eine
konstruktionsgrammatische Beschreibung der Grammatik von Sätzen mit einfachen (nicht-komplexen)
Prädikaten im Wechselverhältnis von Konstruktion und Projektion (Valenz) unter dem Primat der
Konstruktion. Aus diesem Wechselverhältnis erklärt sich die Kreativität der SprecherInnen
HörerInnen beim Operieren mit Argumentkonstruktionen und die Produktivität syntaktischer
Strukturen (Konstruktionen). Eingeschlossen ist die Beschreibung der Fusion von
Modifikatorkonstruktionen und der Einbettung von Substantivkonstruktionen sowie eine
konstruktionsgrammatische Interpretation der Variabilität von Wortfolgen. Im Teil II wird das
deklarative Vererbungskonzept der KxG zu Gunsten eines sprachgebrauchsbezogenen Konzepts von
Vererbung revidiert. Grammatiktheoretisch zentrale Phänomene wie Passivierung Medialisierung
Nominalisierung und die Entstehung von Präpositionalobjekt-Konstruktionen und Partikel- und
Präfixkonstruktionen werden auf dieser Grundlage als Konstruktionsvererbung erklärt.