Über 230.000 polnische Juden überlebten den Zweiten Weltkrieg im Inneren der Sowjetunion. Viele
waren der nationalsozialistischen Verfolgung durch rechtzeitige Flucht auf sowjetisches
Territorium entkommen. Andere wurden gegen ihren Willen von der sowjetischen Geheimpolizei in
das Landesinnere der UdSSR verschleppt wo sie in abgelegenen Siedlungen unter schwierigen
Lebensbedingungen Zwangsarbeit verrichteten. Die Mehrheit der polnischen Juden hatte sich
allerdings im Rahmen der Evakuierung sowjetischer Staatsbürger 1941-1942 aus den Frontgebieten
in den Süden der UdSSR durchgeschlagen. Dort hielten sich die meisten polnisch-jüdischen
Exilanten bis zur Rückkehr nach Polen im Jahre 1946 auf.Die Studie untersucht Erfahrungen
polnischer Juden im Zeitraum von 1939 bis 1946. Der Fokus liegt dabei auf den Jahren in den
zentralasiatischen Sowjetrepubliken wo hunderttausende polnische Juden täglich um ihr
Überleben als Fremde in einem von Krieg Armut und politischem Terror gezeichneten Land kämpfen
mussten. Ihre Geschichte an der »Peripherie des Holocaust« (Yehuda Bauer) erweitert den
Horizont jüdischer Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg um die Erlebnisse im sowjetischen Exil.