Trotz der literaturtheoretischen Aufwertung des Lesens durch die Arbeiten von Barthes Jauß und
Iser seit den 1960er Jahren und der ihnen nachfolgenden sozialgeschichtlichen Orientierung der
Philologien ist das Lesen aus einer dezidiert literaturwissenschaftlichen Perspektive bisher
noch nicht umfassend in den Blick genommen worden. Vielmehr dominierten im Feld der
Leseforschung seit den 1990er Jahren eher didaktische buch- und
kommunikationswissenschaftliche sowie soziologische Fragestellungen. Nichtsdestotrotz gab und
gibt es eine breit gefächerte Forschung zum Lesen aus literaturwissenschaftlicher Perspektive
die jedoch eher verstreut publiziert und bisher nicht an einem zentralen Ort sichtbar ist. Vor
diesem Hintergrund bündelt der Band erstmals die neuere literaturwissenschaftliche
Leseforschung und bezieht sie in interphilologischer Perspektive konsequent auf theoretische
geschichtliche soziale und medienkulturwissenschaftliche Grundfragen und -probleme der
Literaturwissenschaft. Über bloße Bestandsaufnahmen hinaus bieten die Beiträge dabei Einblicke
in neuere Forschungen und die Entwicklung zukünftiger Fragestellungen.