Die Forschung zum italiano popolare erlebt durch Texte von Zeitzeugen des Ersten Weltkriegs
gerade eine neue Hochphase. Gleichzeitig erfährt auch die Textlinguistik in der Romanistik und
Italianistik neue Impulse. Kohärenz und Kohäsion des italiano popolare wurden bisher meist nur
am Rande von Analysen einzelner Texte wenig ausführlich behandelt und dann oft pauschal als
typisch für gesprochene (Nähe-)Sprache eingestuft. Ziel der Untersuchung von zehn z.T.
unveröffentlichten autobiographischen italienischen Nonstandardtexten ist es diese
Forschungslücke zu schließen und eine Typologie der textkonstituierenden Verfahren gerade im
Hinblick auf den Grad ihrer Distanzsprachlichkeit zu erarbeiten. Im vorwiegend text- und
varietätenlinguistisch ausgerichteten Ansatz werden neben textexternen (historischen) und
texttypologischen vor allem konzeptionelle grammatikalisch-strukturelle semantische
pragmatisch-funktionale und kognitiv-informationelle Aspekte berücksichtigt. Diese integrative
Perspektive offenbart dass die autobiografie popolari auf textueller Ebene nicht den
Erwartungen an typische Nonstandardtexte entsprechen. Vielmehr sind sie über individuelle
Unterschiede hinweg trotz einer heterogenen Mischung von Merkmalen unterschiedlicher
diasystematischer (z.T. auch nähesprachlicher) Herkunft überwiegend mit distanzsprachlichen
Mitteln kohärent und kohäsiv verknüpft. Ursachen und Oberflächenrealisierungen von Störungen
bei der Umsetzung mancher textkonstituierender Verfahren unterscheiden sich deutlich von
denjenigen in spontaner mündlicher Rede. Vergleichbare Studien zu anderen (romanischen)
Sprachen stehen noch aus.