Angesichts markanter Tendenzen der Mythifizierung der Welt des Drogenhandels in Medien Kultur
und der gesellschaftlich geteilten Vorstellungswelt legt die Arbeit ein besonderes Augenmerk
auf die Verarbeitung der Narko-Imaginarien in der Literatur. Einer literaturanthropologischen
Perspektive folgend fragt die Untersuchung nach den erzählerischen Funktionen der Werke für
Autor und Leser. Sie arbeitet hierbei zwei dominante Bewältigungs- bzw. Verarbeitungsformen der
als fremdartig angsteinflößend und bedrohlich wahrgenommenen Welt des Drogenhandels heraus
die unterschiedliche Entwicklungsphasen der Narkoprosa prägen. Die vorwiegend in den späten
1980er und 1990er Jahren veröffentlichten testimonial und chronistisch geprägten Werke der
Narkoprosa begegnen den empirischen Erfahrungen eines feindlichen Anderen mit größtmöglicher
Neutralität und ethnographischem Interesse. Sie ermöglichen so eine nüchterne Annäherung an die
mit Angst und Fremdheit verbundene Welt des Drogenhandels. Die im neuen Jahrtausend
veröffentlichten transgressiven Narkoromane übernehmen hingegen eine wichtige Spiegel- und
Projektionsfunktion für die lateinamerikanischen Gesellschaften da sie mit den Mitteln der
literarischen Fiktion das Fremde in der globalen Moderne auf- und bearbeiten und neu erfinden.
Das schließt auch das angesichts von Gewalt Angst und Rausch fremd gewordene Subjekt mit ein.