Die Studie knüpft an Forschungen zur Hagiographisierung in den oberdeutschen Chanson de
geste-Bearbeitungen an. Sie erschließt die literarische Traditionsreihe - Rolandslied des
Pfaffen Konrad (1170 1185) Strickers Karl der Große (zw. 1215 1220 u. 1233) Zürcher Buch vom
heiligen Karl (1475) - unter dem Leitbegriff Herrschersakralität' in einem close reading noch
einmal neu. Dieser von Max Webers Herrschaftstypologie ausgehende Zugriff erlaubt es soziale
politische und religiöse Anforderungen von Herrschaft zu analysieren. Es zeigt sich dass die
Bewährung eines Amtscharismas auch über persönliche Heiligung funktioniert jedoch heilige
Lebensführung der Herrschaft auch entgegenstehen kann. Höhepunkt dieser spannungsvollen
Relationierung ist Karls blutige Herzenspassion als Kern seiner charismatischen Bewährung. Ein
strukturalistisches Instrumentarium identifiziert im diachron vergleichenden Blick auf das
Corpus eine Transformation des Erzählens im Paradigma zur Syntagmatisierung des Erzählens vom
Leben des heiligen Herrschers. Über diese Perspektiven gewinnen die Texte als Modellierungen
eines historischen Karlsdiskurses ihr je eigenes Profil - besonders das bisher kaum erforschte
Buch vom heiligen Karl wird so erschlossen.