Wie kann anschaulich von vor dem Tod unerfahrbaren Räumen wie der Hölle dem Fegefeuer oder dem
Paradies erzählt werden? Die Monographie nimmt die Gattung der Jenseitsreisen in den Blick und
beginnt mit einer Analyse der Jenseitsreise des Apostels Paulus (2 Kor 12 2-4). An diesen Text
schließt die apokryphe Paulus-Apokalypse an deren Jenseitserzählung sich signifikant von der
der früheren Petrus-Apokalypse unterscheidet. Um das Verhältnis der beiden Apokalypsen zu
klären wird das sich in der frühjüdischen Tradition herausbildende Erzählverfahren der
Jenseitsreise rekonstruiert. Ein zweiter Blick auf die frühchristlichen Apokalypsen zeigt dass
anders als in der Petrus-Apokalypse die sich auf die pagan-antiken 'spectacula' bezieht in
der Paulus-Apokalypse dieses Erzählverfahren konsequent umgesetzt wird. Auf die Analyse
frühmittelalterlicher Entwürfe folgt die Untersuchung der suggestiv erzählenden Visio Tnugdali
und des Tractatus de Purgatorio S. Patricii der nicht nur auf komplexe Weise die
Patrickslegende voraussetzt sondern seine eigene Medialität unter Rekurs auf den
viktorinischen Symbolismus reflektiert: Das anschaulich erzählte Jenseits wird als 'lesbar' in
Hinsicht auf eine nichtsichtbare Wirklichkeit verstanden die es bezeichnet. Am Ende der Arbeit
steht die Visio Thurkilli gleichsam eine 'summa visionum'.