Andreea Kaltenbrunner zeigt anhand des Altkalendarismus einer Bewegung von orthodoxen
Gläubigen gegen die Einführung eines neuen Kirchenkalenders dass die Staats- und
Nationsbildung in Großrumänien auch unter Angehörigen der Titularnation zu großen Spannungen
führte. Den Großteil der Altkalendaristen stellten rumänischsprachige Bauern in Bessarabien
einer ehemaligen Region des Russischen Reiches. Während der neue Kalender die symbolische
Orientierung Rumäniens nach Westen signalisieren sollte nahmen Altkalendaristen ihn als eine
aufgezwungene Modernisierung und Abkehr vom rechten Glauben wahr. Die Autorin untersucht die
Entwicklung des Altkalendarismus und seine Niederschlagung im Herbst 1936 durch die
Sicherheitskräfte. Es fehlte an Initiativen und Mitteln die Amtskirche und den Staat um die
Bauern im Osten des Landes für das verwestlichende Nationsprojekt zu gewinnen. Der Preis für
die Implementierung der symbolhaften Reform war die Abwendung der ländlichen Bevölkerung
Bessarabiens vom neuen Staat und von der Amtskirche und ihr Versuch sich selbst zu
organisieren.