Für Erich Kästner stellten moralische Überzeugungen und politisches Handeln eine Einheit dar.
Begründete er die Haltung in seiner Frühzeit auf der Grundlage eines moralischen Gefühls das
vor allem bei Kindern Künstlern und Außenseitern ausgeprägt sein sollte so wandelt sich diese
Auffassung durch die Kriegserlebnisse. Nach 1945 wirkte Kästner in Literatur Publizistik und
im Rahmen seiner PEN-Club-Aktivitäten deutlich direkter politisch. Die Beiträge des Bandes
versuchen diese Entwicklung zwischen moralischer Politik und politischer Moral nachzuzeichnen.
Eine Aufgabe der Beiträge besteht daher in einer präzisen Rekonstruktion des moralischen
Emotionalismus Erich Kästners den er von seiner frühen Lyrik bis zu seinen spätesten Artikeln
und Solidaritätsadressen wie selbstverständlich ausprägte und der ohne jede metaphysische
Referenz auskommt. Besonders komplex gerät diese Aufgabe weil Kästners bisweilen
rigoristischer Moralismus mit den Instrumenten eines ganz eigentümlichen Humors abgefedert wird
der mehr verstärkend als entlastend wirkt.