Der Band setzt sich mit der Frage auseinander wie das Verhältnis von Kunst und Moral
beschaffen ist. Diente sie im Feudalismus vornehmlich Adel und Klerus der Legitimation ihrer
privilegierten Stellung avancierte die Kunst seit der Neuzeit zu einer subversiven Kraft. Vor
diesem Hintergrund entwickelte sich ein progressives Kunstverständnis das sie als Teil einer
kritischen Gegenöffentlichkeit begreift deren Aufgabe es sei ungerechte Machtverhältnisse zu
kritisieren und für alternative Lebensentwürfe zu werben. Diese Sichtweise wird heute von
verschiedener Seite herausgefordert. Ein aktuelles Problem betrifft die Frage wie weit die
künstlerische Freiheit gehen darf und wo die Grenzen des moralisch Erlaubten erreicht sind wie
die Diskussionen über die Aktionen des Zentrums für politische Schönheit oder die Arbeiten von
Jonathan Meese zeigen. Auch die Debatte inwiefern sich ästhetischer und moralischer Wert eines
Kunstwerks trennen lassen und ob Kunst immer im Licht der Absichten oder gar des Charakters des
Künstlers interpretiert werden muss ist heute von größter Brisanz wie der Fall Handke
verdeutlicht. Aus der Sicht unterschiedlicher Disziplinen beziehen die hier versammelten
Beiträge Stellung zu diesem Themenkomplex.