Nominiert für die Shortlist des Buchpreises Pflichtlektüre Niedersachsen Die Nordseeinsel
Langeoog als Brennpunkt deutscher Geschichte: Jörg Echternkamp historisiert erstmals umfassend
einen Naturraum am Rande Deutschlands der sich seit den 1880er Jahren zu einem Drehkreuz
historischen Wandels entwickelt hat. Die methodisch reflektierte Untersuchung greift Impulse
der modernen Raumgeschichte auf und fragt nach den wechselnden Bedeutungen die "Langeoog" von
den Einheimischen wie den Fremden zugeschrieben wurden. Um deutsche Geschichte zu
dezentralisieren verschränkt Echternkamp analytisch und narrativ die Geschichte der Insel und
ihrer Menschen mit der Geschichte Nordwestdeutschlands wie auch der National- und
Globalgeschichte. So verdeutlicht er die Dynamik der Verflechtung: durch politische religiöse
und kulturelle Einflüsse durch administrative wirtschaftliche und militärische Verbindungen
und nicht zuletzt durch Zu- und Abwanderung sowie freiwillige oder erzwungene Aufenthalte auf
Zeit. Diese erste histoire totale einer deutschen Insel liefert aufschlussreiche Beiträge zur
Tourismus- und Umweltgeschichte zur NS- und Antisemitismusforschung zur Militär- Sozial- und
Kulturgeschichte. Nicht zuletzt erweitert sie den touristischen Blick um die Einsicht in die
Historizität eines "Naturparadieses".¿ Band 3 der mikrogeschichtlichen Langzeitstudie zeigt
eindringlich die zerstörerische Dynamik der Gewalt während des Zweiten Weltkriegs. Es geht
jedoch nicht allein um die Auswirkungen des Kriegsgeschehens und der Militärpräsenz auf das
Leben der Insulaner. Jörg Echternkamp schildert die Insel darüber hinaus als einen "Gewaltraum"
der durch die Zwangsarbeit von Kriegsgefangenen und Zivilisten sowie das Massensterben
sowjetischer Soldaten geprägt war. Seine Erzählung wird mit Darstellungen des
nationalsozialsozialistischen Terrors der antisemitischen Verfolgung und der deutschbaltischen
Geschichte im Zuge der Germanisierungspolitik geschickt verflochten die für Langeoog
weitreichende Folgen hatten.