Mit dem sozialen Drama »Die Kindermörderin« (1776) greift Heinrich Leopold Wagner ein
psychologisch und juristisch hochaktuelles Thema auf. Eine junge bürgerliche Frau wird von
einem adligen Offizier vergewaltigt geschwängert und mit falschem Eheversprechen
sitzengelassen. Aus Scham Verzweiflung und Furcht vor Suizid tötet sie ihr Kind. Wagners
bürgerliches Trauerspiel provoziert die Moral befeuert öffentliche Debatten und setzt sich
über poetische Regeln hinweg. Es zählt zu den stärksten Dramen des Sturm und Drang.