Fluchen ist in der antiken Welt ein Alltagsphänomen. Dabei setzten antike Menschen für Flüche
die besonders wirksam sein sollten auf das geschriebene Wort. Vielhundertfach haben sich
entsprechende Fluchtafeln ( defixiones) auf Blei und anderen Schriftträgern erhalten. Die Texte
erlauben einen faszinierenden Einblick in eine dunkle Welt des antiken Alltags in den Umgang
mit Konkurrenzsituationen aller Art und in erlittene Unrechtserfahrungen. In diesen Texten
lassen antike Menschen der Befriedigung ihrer Bedürfnisse und dem Wunsch nach Rache unter
Rückgriff auf übermenschliche Mächte freien Lauf. Nicht selten wünschen sie ihrem Gegenüber
dabei den Tod an den Hals. Die Beiträge in diesem Band nehmen die antiken defixiones erstmals
großflächig aus exegetischer Sicht in den Blick und ziehen sie in produktiver Weise zur
Interpretation neutestamentlicher Texte heran.