Ethik hat es zuerst mit dem Verstehen moralischen Denkens und erst sekundär mit
Begründungsfragen zu tun. Michael U. Braunschweig arbeitet diese zentrale These in Diskussion
mit sowohl kontinentaleuropäischen als auch angelsächsischen Kritikern der
begründungstheoretischen orientierten Ethikkonzeptionen der Moderne heraus. Im Gespräch mit
Wittgenstein Gadamer Diamond und McDowell erkennt er als Zentrum ethischen Denkens den
hermeneutisch sensiblen Umgang mit der Sprache die nicht nur ein Werkzeug für
Informationsvermittlung ist sondern Lebenswelten Existenzweisen und Praxisfelder erschließt
und moralisch bedeutsam macht. Kierkegaards Taten der Liebe werden als eine solche
hermeneutische Liebesethik gedeutet die als pragmatische Einweisung in ein Leben und eine
Praxis der Liebe nicht auf äußere Begründung angewiesen ist sondern ihre Orientierung in sich
trägt. Als geistgeleitete Ethik ist sie sowohl theologisch wie philosophisch anschlussfähig.