Patrick Bahl rückt den bedeutenden Pietisten Gottfried Arnold (1666-1714) der von der
bisherigen Forschung vor allem als Historiker Dichter und radikaler Kirchenkritiker
wahrgenommen worden ist als Pastoraltheologen und Pfarrer in den Blick. Seine Untersuchung
klärt die Frage nach dem werkgeschichtlichen Zusammenhang von Arnolds Kirchenkritik und seiner
konstruktiv-programmatischen Pastoral- Predigt- und Sakramententheologie indem Arnolds bisher
weitestgehend außer Acht gelassenes Spätwerk gewürdigt seine Postillen Reden Katechismen und
vor allem die Erst- und Zweitauflage seiner pastoraltheologischen Hauptschrift Die Geistliche
Gestalt eines Evangelischen Lehrers in ihrem Verhältnis zueinander interpretiert werden. Dabei
zeigt sich der originelle synthetische Charakter des Ansatzes Arnolds: Keineswegs eklektisch
sondern wohl überlegt konzipiert er in Anlehnung an die altkirchliche Amts- und
mystisch-quietistische Erfahrungstheologie und unter Beachtung der lutherischen Begriffssprache
eine in sich geschlossene evangelische Pastoralmystik in der die Berufungserfahrung des
Pfarrers als Wurzelgrund seiner Amtsautorität erschlossen wird.