Der Psychiatrie und der psychosozialen Medizin insgesamt fehlt erkennbar ein integratives
Paradigma das in der Lage wäre phänomenologische neurobiologische psychodynamische und
sozialpsychiatrische Ansätze zu einer übergreifenden Konzeption psychischer Störungen zu
verknüpfen. Das häufig herangezogene biopsychosoziale Modell ist dringend revisionsbedürftig
da es die neueren kognitionswissenschaftlichen Theorien des Embodiment und des Enaktivismus
nicht mehr aufgegriffen hat. Auf der Basis des Verkörperungsparadigmas und des Gehirns als
Beziehungsorgan entwirft der Autor eine ökologische Konzeption die die Psychiatrie als
Beziehungsmedizin neu begründet: als die Wissenschaft und Praxis von biologischen psychischen
und sozialen Beziehungen ihren Störungen und ihrer Behandlung.Fuchs liefert ein gerade in
Zeiten eskalierender ökologischer und sozialer Krisen außerordentlich relevantes Buch. (...) Er
entwirft ein für die Psychiatrie zukunftsweisendes ökologisches Paradigma. Auf dessen Basis
können die Wechselwirkungen zwischen Krisen und psychischer Gesundheit besser verstanden
werden. Die theoretische Begründung des neuen Paradigmas gelingt dabei mit beeindruckender
Klarheit und Überzeugungskraft. Insbesondere philosophisch interessierte Psychiaterinnen und
Psychiater wird dieses Buch zum Mit- und Weiterdenken anregen. (M. Kramer Psychiatrische
Praxis 51 2024 S. 113)In der Tat setzt der Philosoph und Psychiater Thomas Fuchs mit dem
Geltungsanspruch seiner theoretischen Überlegungen einen Markstein sowohl in der reflektierten
und kenntnisreichen Fundierung der philosophischen Hintergründe des Fachs als auch in der
Darstellung seiner neuesten neurobiologischen kognitionspsychologischen und phänomenologischen
Entwicklungen. (...)Das Buch von Thomas Fuchs kann als ernstzunehmender Gegenentwurf zu einer
Reihe von Publikationen gelten die in den letzten Jahren den Anspruch auf ein neues
psychiatrisches Paradigma erheben (Repräsentationstheorien Mentalisierungskonzepte Predictive
Coding-Modelle transdiagnostische Forschungsansätze u.a.). Mit dem Modell eines verkörperten
Subjekts in Beziehung wird ein ökologisches Paradigma skizziert welches das biopsychosoziale
Modell dynamisiert und letztlich den Anspruch hat es zu überwinden. (...)Dem fundierten
Entwurf eines ökologischen Paradigmas für die Psychiatrie ist eine breite Rezeption und
kritische Diskussion zu wünschen. (D. Sollberger Der Nervenarzt 3 2024 S. 229 253)