Die kultische Interpretation Jesu als Hohepriester der im himmlischen Heiligtum ein für
allemal Versöhnung erwirkte ist im Neuen Testament singulär. Mit ihr antwortet der Autor des
Hebräerbriefes auf das Problem dass die Zerstörung des Tempels in Jerusalem das Begehen des
biblisch-jüdisch zentralen Versöhnungstages unmöglich machte. Angesichts dessen will er einen
besseren weil nicht zerstörbaren Ersatz bieten.Er und seine Adressatenschaft eine jüdische
messiasgläubige Gemeinschaft haben ihren möglichen Ort in der jüdischen Gemeinde von
Alexandria.Der andere Weg den das rabbinische Judentum im Blick auf den Versöhnungstag ohne
Tempel genommen hat wird durch eingeschobene Texte kenntlich gemacht. Der gelegentliche Blick
auf Philon aus Alexandria zeigt dass dessen geistige Welt eine andere ist als die des
Hebräerbriefes.Dem Buch geht es nicht primär um eine historische Hypothese sie soll dem
Verstehen dienen. So wird immer wieder versucht Textpassagen dieser Schrift verstehend zu
folgen.