KZ-Insassen als Kannibalen Judenräte als NS-Kollaborateure - mit diesen streitbaren Themen
setzen George Taboris und Robert Schindels Dramen Impulse für Veränderungen in der
Shoah-Literatur. Ihre Ästhetiken des Grotesken verhalten sich agonal zu etablierten
Darstellungskonventionen und tragen so in den 1960er- bzw. 2010er-Jahren zu einer komplexen
Neukonzeption von Überlebenden ihren Körpern und Judenbildern bei. Das Groteske ist damit als
Herausforderung zeittypischer literarischer Shoah-Erinnerung zu sehen. Die Untersuchung zeigt
wie Taboris Die Kannibalen den veränderten Stellenwert von Zeitzeugen (z.B. in der Nachfolge
des Eichmann-Prozesses) reflektiert und damit den Weg für spätere Erinnerungspraktiken wie
Zeitzeugengespräche ebnet. Sie argumentiert außerdem dass Schindels Auseinandersetzung mit den
umstrittenen Judenräten in Dunkelstein das Ableben der Zeugengeneration behandelt auf das neue
Repräsentationsmodi folgen.