Die Klagelieder sind Krisenliteratur. Sie verarbeiten ein konkretes historisches Ereignis in
poetischer Sprache: die Zerstörung der Stadt Jerusalem und des Tempels 587 v. Chr. Marianne
Grohmann deutet in ihrem Kommentar die Klagelieder als literarische historische
anthropologische und theologische Texte. Dabei zeigt sie die traditionsgeschichtlichen
Zusammenhänge auf und spannt den Bogen von der altorientalischen Klageliteratur über die
vielfältigen Bezüge innerhalb der Hebräischen Bibel bis zur Rezeptionsgeschichte v. a. im
Judentum. Grohmanns Erklärungen der fünf Lieder zeigen anthropologische wie theologische
Aspekte auf und schärfen den Blick für die Mehrdeutigkeit der hebräischen Poesie.