»Es gab nur noch die eine Aufgabe gegen das Vergessen anzuschreiben. Mit aller Liebe allem
Vermögen in zäher Verbissenheit. Vergessen tötet die Toten noch einmal. Vergessen durfte nicht
sein. Und so schrieb ich weiter. Und immer häufiger wurde ich gelesen und das war ein
schwacher Abglanz von Glück.« Grete Weil Es ist eine Ehe mit komplizierter Konstellation:
Susanne ist reich ihr Mann Andreas ist ein mittelloser deutscher Schriftsteller ohne Werk. Sie
leben im Land der Mörder ihrer Eltern weil sie meint ein deutscher Dichter müsse in deutscher
Umgebung leben. Noch komplizierter ist wie sie sich kennenlernten: in Amsterdam im Jahr 1941.
Damals wird Andreas als Berichterstatter einer Münchner Zeitung ins besetzte Holland geschickt.
In der Beethovenstraat in Amsterdam lebt er zur Untermiete und wird vom Fenster aus Zeuge wie
Nacht für Nacht Juden in Sonderzügen der Tram abtransportiert werden. Er versucht zaghaft zu
helfen verstrickt sich mehr und mehr in jüdische Schicksale - und kann doch nichts verhindern.
Susanne lebt als verfolgte Jüdin in Amsterdam - und konnte nur überleben weil auch sie sich in
Schuld verstrickte. Grete Weils »Tramhalte Beethovenstraat« war der erste deutschsprachige
Roman einer Überlebenden über Exil Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden. Sie
verarbeitet persönliche Erfahrungen (in der Beethovenstraat hatte sie selbst von 1938-1943
gelebt) und schreibt nicht nur über die dramatische Zeit während des Krieges sondern auch über
das diffizile Leben im Deutschland der Nachkriegszeit - mit einer Offenheit und schonungslosen
Ehrlichkeit die auch heute noch erstaunt.