»Behalte für dich was du gesehen hast und sprich nicht über Dinge die du nicht gesehen hast«
besagt ein alevitisches Sprichwort. Als der 29-jährigen Alev klar wird dass auch ihre Familie
Angehörige der unterdrückten religiösen Minderheit der Aleviten in der Türkei lange nach
diesem Sprichwort gelebt hat möchte sie das Schweigen brechen - und beginnt zu fragen. Warum
migrierte ihr Vater als linksaktivistischer Student in den siebziger Jahren nach Köln? Was
zerschlug das erfolgreiche Textilunternehmen ihres Onkels Cem in Istanbul? Alev die in Köln
wohnt und bisher jeden Sommer beim türkischen Teil ihrer Familie verbracht hat fragt und
sammelt die O-Töne ihrer Verwandten während sich zeitgleich die politische Lage in der Türkei
nach dem gescheiterten Putschversuch 2016 zuspitzt. Wie meine Familie das Sprechen lernte
ist der traurig-schöne Beweis dafür dass das Unmögliche sich beschreiben lässt: Die Gefühle
und Verletzungen einer Familie. Leyla Bektas begibt sich in die Leerstellen die Fragen den
Schmerz und die Rätsel. Ihre Sprache ist klar und nimmt sich Stück für Stück den nötigen Raum
für eine Geschichte die erzählt werden muss.