Rosa Luxemburg (1871-1919) ist in Deutschland eine der unbekanntesten Bekannten. Es gibt fast
niemanden der ihren Namen nicht wenigstens schon einmal gehört hat. Doch von dem was sie
gewollt hatte weiß kaum jemand etwas. Am 15. Januar 1919 wurde Rosa Luxemburg zusammen mit
Karl Liebknecht von Soldaten ermordet. Sie war eine Frau von 1 50 Meter von Kind an hatte sie
einen Hüftschaden und ihre Gesundheit war während des Krieges im Gefängnis zerstört worden.
Nach ihrer Verhaftung peinigten sie ihre Häscher in einem Berliner Nobel-Hotel. Nur mit einem
Schuh wurde sie von ihren Mördern aus dem Hotel gebracht dort versuchten sie ihr mit einem
Gewehrkolben den Kopf einzuschlagen. Anschließend wurde sie in ein Auto gestoßen. Da sie immer
noch lebte ermordete man sie mit einem Schuß in den Kopf ihre Leiche wurde in einen der
großen Kanäle in der Berliner Innenstadt geworfen. Erst Ende Mai 1919 fand ein Schleusenwärter
den Leichnam. Zur Beerdigung am 13. Juni 1919 kamen Tausende Berliner. Wegen dieses Todes wird
Rosa Luxemburg bis heute verehrt. An jedem zweiten Sonntag im Januar suchen auf dem Friedhof
der Sozialisten in Berlin-Friedrichsfelde Zehntausende mit roten Nelken in der Hand ihr Grab
auf. Ihr Privatleben mußte die unverheiratete Rosa Luxemburg diskret führen. Nicht zuletzt das
begünstigte Klischees. Zwei sind besonders langlebig und besonders widerlich. Das eine lautet
sie sei ein Flintenweib gewesen etwas verkrüppelt ohne Kinder und habe Tag und Nacht nur am
Umsturz gearbeitet und an nichts anderes gedacht. Das andere Klischee: Sie sei eine
männerverzehrende Megäre gewesen die sich die Kerle genommen habe wie sie kamen. Mit
Klischees räumt man am sichersten auf wenn man über die Sache selbst redet. In diesem Falle
ist es die Liebe. Aus den in sechs Bänden verstreut vorliegenden Briefen an ihre Partner wird
hier eine Auswahl vorgelegt. Aus den Briefen: Geliebtes Gold ich denke ständig an Dich und
bin in all meinen Gedanken bereits mit Dir zusammen. Aber siehst Du Affe abscheulicher daß
ich wie immer recht habe: Ich sagte doch daß sich Deine Abreise durch Deine Schuld
verzögert?!! Natürlich durch Deine Schuld denn wenn Du dieses dumme Referat schon geschrieben
hättest so brauchtest Du nicht bis Ende des Semesters dazusitzen! Jetzt rede nicht viel hin
und her sondern schicke mir Dein Geschmiere und ich werde es hurtig übersetzen und
zurückschicken! Rosa Luxemburg an Leo Jogiches 1900 Ich mache Dir nicht den leisesten Vorwurf
und will Dein Privatleben überhaupt nicht antasten das Dir allein gehört. Ich sehe bloß keinen
Platz mehr für mich darin und kann das Unaufrichtige und Unklare in Deinem Verhältnis zu mir
einfach nicht mehr aushalten. Also leb wohl. Rosa Luxemburg an Kostja Zetkin 1912 Süßer Herr
Du und die herrliche Nacht zittern mir noch in allen Gliedern und meine wichtigste
Beschäftigung hier ist in den Erinnerungen zu wühlen mit trägen Fingern wie in einem Korb
Blumen. Rosa Luxemburg an Paul Levi 1914 ... und ich bleibe dabei daß der Charakter einer
Frau sich zeigt nicht wo die Liebe beginnt sondern wo sie endet. Rosa Luxemburg an Mathilde
Jacob 1915