Rosa Luxemburg war eine erfolgreiche Journalistin eine glänzende Rednerin - auf Polnisch wie
auf Deutsch - sowie eine oft verkannte Wirtschaftswissenschaftlerin deren
Akkumulationsanalysen jedoch gerade in der großen Krise seit 2008 ihre Weitsicht beweisen. All
dies hatte sie gar nicht werden wollen. Aus ihrer vom zaristischen Rußland okkupierten Stadt
der Kindheit und Jugend Warschau war sie im Jahre 1890 in die Schweiz gefahren: um Botanik zu
studieren. Doch nach kurzer Zeit hatte die Liebe zu einem Mann sie in die Politik gebracht. Leo
Jogiches ein Revolutionär aus Vilnius der sich als Emigrant in die Schweiz gerettet hatte
wurde ihr Schicksal. 1905 ihre Beziehung war längst völlig zerrüttet schrieb sie ihm voll
Bitterkeit: »Insbesondere verhaßt wurde mir Rosa Luxemburg und ihr Herbarium auch die ganze
'Politik' derentwegen ich ... die Briefe von Vater und Mutter wochenlang nicht beantwortete
nie für sie Zeit hatte wegen dieser weltbewegenden Aufgaben (und das dauert bis zum heutigen
Tage an) und Du wurdest mir verhaßt als derjenige der mich für immer an diese verfluchte
Politik geschmiedet hat.« Mit 42 Jahren eine weitere Beziehung war gescheitert politisch
stand Rosa Luxemburg von Tag zu Tag isolierter in der deutschen Sozialdemokratie kam sie auf
ihren ursprünglichen Berufswunsch und machte ihn zu ihrem Hobby. Ab 1913 legte Rosa Luxemburg
ein umfängliches Herbarium an. Sie sammelte Pflanzen wo sie ging und stand - in der Freiheit
wie im Gefängnis (1915 16 1916 bis 1918). Bis zum Oktober 1918 füllte sie insgesamt 16
Schulhefte deren Inhalt hier erstmals komplett veröffentlicht wird - eine editorische Leistung
der herausragenden Art. Das Schicksal dieses Herbariums spiegelt die Wirren des 20.
Jahrhunderts. Aus Rosa Luxemburgs Nachlaß den Mathilde Jacob und Paul Levi verwalteten geriet
es in den dreißiger Jahren in die USA - im Gepäck von Verwandten Paul Levis denen die
Emigration gelang bevor der Massenmord an den Juden begann. Es gelangte an eine Universität
die es 1976 der diplomatischen Vertretung der Volksrepublik Polen in New York übergab. Von dort
wurde es dem Archiv der Polnischen Vereinigten Arbeiterparteiübergeben nach dessen Auflösung
galt das Herbarium lange Jahre als verschollen. Erst im Jahre 2009 wurde es im Archiv nowych
act in Warschau wieder aufgefunden.