Schon in jungen Jahren schrieb Walter Rodney als marxistischer Historiker mit seinen
bahnbrechenden Forschungen zum Zusammenhang von Kolonialismus Sklaverei und Rassismus in
Afrika und in der Karibik wichtige Beiträge zu einer Erneuerung des Marxismus in dekolonialer
Perspektive. Prägend für sein Leben war seine Forderung an die Intellektuellen ihren
Elfenbeinturm zu verlassen. In diesem Sinne wirkte er in Nordamerika und Europa in der Karibik
und auf dem afrikanischen Kontinent - immer mit dem Ziel einen antikolonialen Weg zur
Selbstemanzipation der Massen zu finden. »Dekolonialer Marxismus« enthält bisher
unveröffentlichte oder an verstreuten Orten erschienene Schriften von Walter Rodney die
während der weltbewegenden Tage der Schwarzen Revolution der 1960er- und 1970er-Jahre
geschrieben wurden. Durch die Zusammenstellung von Texten in denen er sich mit der Verbindung
von Rasse und Klasse befasst die Herausforderungen einer antikolonialen Geschichtsschreibung
erörtert seine Überlegungen zur radikalen Pädagogik darlegt und nach den Möglichkeiten einer
sozialistischen Perspektive für nationale Befreiungskämpfe fragt fängt dieser Band etwas von
der Bandbreite und Kraft von Rodneys Werk ein. Er zeigt zugleich die Konsequenz die sein Leben
und sein Werk verbindet: die ständige Neuerfindung einer lebendigen Auffassung des Marxismus
und der Respekt vor dem noch ungenutzten Potenzial einer Selbstbestimmung der Massen. Walter
Rodney 1942 in der Kolonie Britisch-Guayana geboren und 1980 in der mittlerweile in die
nationale Selbstständigkeit entlassenen Republik Guyana ermordet gehörte zu den wichtigsten
revolutionären Figuren eines panafrikanischen und sozialistischen Internationalismus.