Leonhard Kindler ein lebensbejahender Noch-Junggeselle ist mit sich und seiner Welt im
Reinen. Von jeher auf der Sonnenseite des Lebens unterwegs und gerade frisch verliebt hat er
eine glückliche Zukunft vor Augen. Aber Glück und Verzweiflung wohnen in derselben Straße. Die
betagten Zeitgenossen denen der junge Mann begegnet wissen davon zu berichten. Liebe und
Verrat Momente inniger Nähe und trostloser Einsamkeit geben sich die Hand im Leben derer die
den Krieg und die Schrecken der Nazizeit überstanden haben. In der norddeutschen Kleinstadt in
der sich alles zuträgt sind die Spuren dieser Vergangenheit noch präsent und beeinflussen
Denken und Handeln.Für Kindlers Generation sind solche Erfahrungen Geschichte und auch er
selbst scheint von alldem nicht betroffen. Es bedarf - mit Abstand betrachtet - nur einer
Kleinigkeit die ihn schließlich aus dem Gleichgewicht bringt. Sie zeigt an dass
''Geschichte'' nicht nur zwischen Buchdeckeln weiterlebt. Sie ist nicht vorbei sondern gräbt
sich ein in das Gedächtnis mehr noch in das Wesen nachfolgender Generationen. Detailreich und
mit viel Empathie lenkt der Autor den Blick auf die handelnden Personen auf die Höhen und
Tiefen ihres Seins. Er nimmt seine Leser mit auf die Suche nach den Ursachen tiefster
Verzweiflung nach einer Erklärung die hoffen lässt dass ihnen Ähnliches nicht widerfahren
kann.Vor dem Hintergrund wiedererstarkter rechter Phantasien ist diese Erzählung hochaktuell.
Und sie hebt die Hand gegen einen leichtfertigen Umgang mit Begrifflichkeiten die anknüpfen an
das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte.